Gelebte Solidarität

Was ist Solidarität? Wir werden immer wieder dazu aufgefordert, uns solidarisch zu zeigen, solidarisch mit jenen Menschen, denen es weniger gut geht als uns. Mit Menschen, die nicht in einem sicheren Land wie der Schweiz leben können. Der Aufruf zur Solidarität wirkt nicht selten moralisierend.
Doch wie können wir unserer Solidarität Ausdruck verleihen? Reicht der Gedanke, der Respekt und die Achtung vor anderen? Solidarität bedeutet immer auch die Auseinandersetzung mit der Thematik und das „Sich-Bewusstwerden“.

Die Oberstufe Cham (ZG) hat sich während einer Woche intensiv mit dem Thema Solidarität auseinandergesetzt.

Im Rahmen dieser Projektwoche setzte sich eine Gruppe von Jugendlichen zum Ziel, Spendengelder für ein Hilfsprojekt zu sammeln. Die Oberstufenschülerinnen und -schüler des Schulhauses Röhrliberg in Cham gleisten selbstständig Sammelaktionen auf und sammelten während einer Woche für das Kinderporjekt „Minadores de Sueños“. Von der Planung bis zur Umsetzung der Sammelaktion stellten die Jugendlichen alles selber auf die Beine. Nachdem geeignete Aktionen gefunden, Plakate gestaltet und die Einsatzgruppen gebildet waren, konnte es losgehen. Einige Gruppen liessen sich vom Schuhmacher ein letztes Mal in die hohe Kunst des Schuhepolierens einweihen, bevor sie sich dann auf die Strassen begaben. Während drei Tagen herrschte in Cham und Zug ein ungewohntes Bild. Jugendliche boten ihre Dienste als Schuhputzer an! Und die Dienste wurden von der spendablen Kundschaft gerne in  Anspruch genommen. Wer sich nicht die Schuhe putzen lassen wollte, hatte die Möglichkeit sein Velo putzen zu lassen. Auch ein verlockendes Angebot. 
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Der Einsatz der Oberstufenschülerinnen und Oberstufenschüler hat sich gelohnt. Die Kundschaft war zufrieden und spendete grosszügig. So war Ende der Woche eine schöne Summe Spenden zusammen gekommen, welche die Jugendlichen freudig dem Projekt überreichten.

Wir von „Pro Minadores de Sueños“ haben uns sehr über die Solidarität und das Engagement der Chamer Jugendlichen gefreut. Ein grosses Dankeschön an die Oberstufenschülerinnen und -schüler für ihren tollen Einsatz!
Muchas gracias!

Mercado – Markt auf ecuadorianisch

Wer den Begriff „Markt“ googlet, erhält unter anderem die Definition „Verkaufsveranstaltung, zu der in regelmässigen oder unregelmässigen Abständen an einem bestimmten Ort Händler zusammenkommen, um Waren des täglichen Bedarfs an Ständen zu verkaufen“.

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Je nach Markt und „Händler“ trifft das in unterschiedlichem Mass zu. Bezüglich des Engagements des Verein „Pro Minadores de Sueños“ am Strohhusmärt in Kölliken kann man wohl kaum von Händler sprechen und noch weniger von Waren des täglichen Bedarfs.

Auch in Ecuador findet man Märkte mit ähnlichem Angebot. Diese Märkte sind insbesondere ein Produkt des Tourismus – die Käufer sind fast ausschliesslich aus fernen Länder. Das Angebot ist nicht wie in der Schweiz fein säuberilch mit Preisschildchen versehen, sondern der Preis kann durchaus verhandelt werden, was von den Touristen schon fast in Volkssport ähnlicher Art und Weise ausgeschöpft wird. Ein Markt kann durchaus als Symbol für die Lebensumstände verstanden werden. In der Schweiz werden die Stände bereitgeststellt und sind dadurch identisch – es haben also alle die gleichen Voraussetzungen. In Ecuador bringt jeder, was er hat, um einen Stand bereit zu stellen und die Verkaufsstände gleichen wohl eher Kisten-Kunstwerken und wiederspiegeln die überlebensnotwendige Kreativität. Der wohl grösste Unterschied besteht aber darin, dass der ecuatorianische Markt für jeden einzelnen Händler die Existenzgrundlage darstellt, während die Händler in der Schweiz zusätzlich einen Laden haben oder der Markt schlicht ein Hobby darstellt – was für ein Luxus!

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Für die Vorstandsmitglieder ist die Teilnahme am Strohhusmärt eben Hobby – soziales Engagement aus Überzeugung. Wir freuen uns über Kontakte zu Menschen unterschiedlicher Denkweisen und Ansichten. Wir nutzen Begegnungen, um Menschen für die Bedürfnisse und Anliegen der Familien in Ranchos los pinos zu sensibilisieren und erleben viel Interesse und Anteilnahme. Die Marktbesucher haben offene Ohren und Herzen für die Geschichten aus einer anderen Welt und kaufen einen Schal oder ein paar Handschuhe für einen guten Zweck. Ohne den Faktor „alltäglicher Bedarf“ und ohne sich im Spiegel betrachten und bezüglich der Schönheit des neu erworbenen Stücks versichern zu können, kaufen die Menschen ein. Der Gedanke etwas Gutes tun zu können, lässt die Menschen von innen heraus strahlen. In diesem Sinne war der Kölliker Strohhusmärt einmal mehr ein sonniger Tag!

Bewusstsein für eine andere Welt

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In der Schweiz geht jedes Kind zur Schule, was zugegeben für viele Kinder in der heutigen Zeit eine Herausforderung darstellt. Doch gar nicht oder nur wenige Jahre zur Schule gehen zu können, wie es für viele Kinder in den Stadtrandvierteln von Ecuador der Fall ist, ist eine Herausforderung fürs GANZE Leben.

Während es in Ecuador in den kommenden Jahren darum gehen wird, den Zugang zu und die Qualität der Bildung zu verbessern, geht es in der Schweiz darum, den Menschen aufzuzeigen, dass es auch noch andere Realitäten als die unsere gibt. Oft fällt es und schwer, den Blick von unserem Alltag auf andere Realitäten zu schwenken. Es fällt uns schwer zu verstehen, was wir nicht kennen. WAS KANN ICH SCHON VERÄNDERN? Häufig ist dies bei globalen Zusammenhängen eine berechtigte Frage. Ich bin aber der Überzeugung, dass wir alle im Kleinen – wie beispielsweise im Falle des Kinderprojektes „Minadores de Sueños“ – einen Beitrag leisten können. Dabei denke ich an die Volontäre, die bereit sind, ihre Beitrag vor Ort zu leisten. Wenn sie zurück kommen, sind sie auch für uns wichtige BOTSCHAFTER aus der für viele von uns fremden Welt.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das neu erworbene Bewusstsein zu teilen. Das jüngste Beispiel ist von Corina, die nach ihrer Rückkehr aus Ecuador, einen Artikel für die Zeitung an ihrem Arbeitsort geschrieben hat. Siehe Seite 23-26 in diesem Dokument. Solche Aktionen sind wie ein Stein, den man ins Wasser wirft. Er führt unaufhaltsam zu Kreisen im Wasser – zu Gedanken in Menschen.

Sind die Gedanken und das Bewusstsein für die andere Welt erst einmal da, wollen viele Menschen etwas beitragen. Doch nicht alle können und wollen nach Ecuador reisen.
Wer trotzdem seine Anteilnahme audrücken und einen Beitrag leisten will, kann sich für die Mithilfe bei Aktionen in der Schweiz gerne bei Katja Niedermann (katja.stocker@prominadoresdesuenos.org) melden.
Eine letzte und für viele die praktikabelste Möglichkeit ist eine finanzielle Unterstützung (Link zu den Kontoangaben). Bereits für 15 Franken kann ein Kind während eines Monates die Aufgabenhilfe besuchen oder der Maurer arbeitet einen Tag am Projektgebäude.

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Es gibt also definitiv für alle von uns die Möglichkeit, etwas beizutragen und Anteilnahme für andere, weniger begünstigte Welten auszudrücken.